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Nachweise

Wir haben bei der Übertragung viele Wörter und Wendungen im Wörterbuch der Brüder Grimm und im DUDEN nachgeprüft, um eine korrekte Übertragung zu ermöglichen. Die Fälle, in denen sich ein Unterschied zur heutigen Bedeutung zeigte, sind hier dokumentiert. Wir geben sie im Satzzusammenhang wieder und zitieren die im jeweiligen Fall relevanten Einträge aus dem entsprechenden Wörterbuch. Die Bedeutung, die wir übernommen haben, heben wir dabei fett gedruckt hervor. Nicht selten wird im Wörterbuch der Brüder Grimm unter dem Stichwort, um das es geht, der entsprechende Satz aus Nathan der Weise sogar genannt. In diesen Fällen geben wir ihn wieder. In allen anderen Fällen haben wir uns aus den verschiedenen aufgezählten Bedeutungen innerhalb des Wörterbucheintrags für diejenige entschieden, die uns die plausibelste schien.


Allgemeine Einträge aus dem Wörterbuch der Brüder Grimm

Einige Ausdrücke kommen im Stück mehrmals vor. Diese Ausdrücke werden darum nicht für jede Szene nochmals eigens aufgeführt, sondern sollen hier einmalig angegeben sein:

 

» muss nicht -> darf nicht

» Grimm müssen:

II. 2) diese bedeutung namentlich in gewissen satzverbindungen (und hier zum theil bis auf unsere zeit), von welchen aus sich der übergang zu unserer heutigen bedeutung vollzieht
a) in verneinenden sätzen, nicht verstattet sein, nicht dürfen […].


» darf nicht -> darf nicht / muss nicht

Spezialfall: darf nicht kann sowohl darf nicht im heutigen Sinne, als auch muss nicht bzw. braucht nicht bedeuten. Die gemeinte Bedeutung muss aus dem Kontext erschlossen werden.

» Grimm dürfen:

3. die erlaubnis, die befugnis, das recht, die macht haben, daher können. bei der vorigen bedeutung wird die freiheit vorausgesetzt etwas zu thun oder zu unterlassen, hier wird eine berechtigung angenommen, die keine wahl gestattet. daher kann ein doppelter sinn entstehenihr dürft es nicht verantworten kann heiszen ihr braucht nicht, aber auch ihr habt nicht das recht. das ist wol der grund weshalb dürfen in jener bedeutung jetzt seltner gebraucht wird. 


» brav ->  gut;  tapfer  

» Grimm brav:

probus, egregius, strenuus, gut, tapfer, […].


» fromm  -Der Begriff fromm hat laut Grimm mehrere verschiedene Bedeutungen; auch hier muss das Gemeinte aus dem Kontext erschlossen werden.

» Grimm fromm:

probus, utilis, bonus, pius. […].

1) fromm, brav, tüchtig, tapfer, […].

2) fromm, nützlich, utilis […].

3) fromm, gut, justus, bonus, […].

4) fromm, honestus, ordentlich, ehrlich: […].

5) fromm, innocens, innocuus, integer, unschuldig, unsträflich, […].

6) fromm, pius, deum colens, […].



Szenenbezogene Einträge 
 

 

I,1

 

Und Schulden einkassieren, ist gewiß / Auch kein Geschäft, das merklich födert, das / So von der Hand sich schlagen läßt.
» […] und Schulden einzutreiben ist gewiss auch kein Geschäft, das einen gut voranbringt, das sich leicht erledigen lässt […].

» Grimm födern:

promovere, wurde nach analogie von fodern im 17. 18 jh. für fördern geschrieben und gesprochen, […].

und schulden einkassieren ist gewis 
auch kein geschäft, das merklich födert. 
Lessing 2, 191;


Und Schulden einkassieren, ist gewiß / Auch kein Geschäft, das merklich födert, das / So von der Hand sich schlagen läßt.
» […] und Schulden einzutreiben ist gewiss auch kein Geschäft, das einen gut voranbringt, das sich leicht erledigen lässt.

           » Grimm Hand:

manus.
B. II. Die manigfache thätigkeit der hand, die durch beigesetzte verba näher bezeichnet wird, bringt eine grosze anzahl stehender verbindungen hervor.

6a) hand schlagen an ein werk: […];

eine geringe arbeit läszt sich leicht von der hand schlagen;

und schulden einkassiren, ist gewisz 
auch kein geschäft, das merklich fördert, das 
so von der hand sich schlagen läszt. 
Lessing 2, 191.


Denn mein Gewissen, muß ich Euch / Nur sagen, läßt sich länger nicht betäuben.
» Denn mein Gewissen, muss ich Euch jetzt endlich  sagen, lässt sich nicht noch länger betäuben.

           » Grimm nur (zweiter Eintrag):

adv. mit temporaler Bedeutung.
1) im sinne von nun mit der zeitlichen beziehung desselben: ich gehe nur (in hoc puncto temporis) von ihm. Stieler 1368; […].


Verlanget mich zu sehen.
» Das will ich sehen.

          » Grimm verlangen (verb):

nach etwas streben, etwas zu erreichen suchen.
5) unpersönlich: es verlanget mich nach .. in bezug auf bedeutung steht dies imperson. wieder dem intransitivum näher, indem es mehr einen zustand, eine dauer als eine handlung ausdrückt: […].
mit folgendem infinitiv:
 […].

und wie die spangen, wie die ohrgehenke, 
wie ring und kette dir gefallen werden, 
die in Damaskus ich dir ausgesucht, 
verlanget mich zu sehen. 
Lessing 2, 193;


– Ohn' alle / Des Hauses Kundschaft, nur von seinem Ohr / Geleitet, drang, mit vorgespreiztem Mantel, / Er kühn durch Flamm' und Rauch der Stimme nach, / Die uns um Hülfe rief.
» Er kämpfte sich, ohne das Haus zu kennen, nur von seinem Gehör geleitet und mit seinem Mantel vor sich ausgebreitet, mutig durch die Flammen und den Rauch in Richtung der Stimme, die um unsere Hilfe rief.

          » Grimm vorspreizen:

nach vorn auseinander breiten, z. b. die hand: […].
vor etwas ausbreiten:

          nur von seinem ohr 
          geleitet, drang, mit vorgespreiztem mantel 
          er kühn durch flamm und rauch der stimme nach 
          Lessing Nathan 1, 1.


Ich nahte mich ihm mit Entzücken, dankte, / Erhob, entbot, beschwor, – nur einmal noch / Die fromme Kreatur zu sehen, die / Nicht ruhen könne, bis sie ihren Dank / Zu seinen Füßen ausgeweinet.
» Ich ging mit Entzücken auf ihn zu, dankte ihm, pries ihn, bot ihm an, flehte ihn an, nur einmal noch die fromme Kreatur zu sehen, die nicht ruhen könne, bis sie ihren Dank an seinen Füßen ausgeweint haben würde.

          » Grimm erheben:

tollere, extollere, praet. erhub, part. erhaben, […].
16) einen erheben, […].
e) laudare, celebrare, rühmen, preisen: […].


Ich nahte mich ihm mit Entzücken, dankte, / Erhob, entbot, beschwor, – nur einmal noch / Die fromme Kreatur zu sehen, die / Nicht ruhen könne, bis sie ihren Dank / Zu seinen Füßen ausgeweinet.
 » Ich ging mit Entzücken auf ihn zu, dankte ihm, pries ihn, bot ihm an, flehte ihn an, nur einmal noch die fromme Kreatur zu sehen, die nicht ruhen könne, bis sie ihren Dank an seinen Füßen ausgeweint haben würde.

          » Grimm entbieten:

imperare, mandare, […].
4) zuweilen steht auch entbieten, ohne beigefügten casus, für anbieten oder erbieten:

          ich nahte mich ihm mit entzücken, dankte, 
          erhob, entbot, beschwor, nur einmal noch 
          die fromme kreatur zu sehen, die 
          nicht ruhen könne, bis sie ihren dank 
          zu seinen füszen ausgeweinet. 
          Lessing 2, 196.


Ihr staunt?
» Ihr seid ja ganz erstarrt.

          » Grimm staunen:

stupere.


Traun, / Da müssen Herz und Kopf sich lange zanken, / Ob Menschenhaß, ob Schwermut siegen soll. 
» Da müssen Herz und Kopf sich bestimmt lange zanken, ob Menschenhass oder Schwermut siegen soll.

» Grimm traun:

interj.in wahrheit!, fürwahr!, wahrhaftig! 
3) die stellung an der spitze des satzes wird im laufe der zeit immer seltener, aber bis ins 19. jh. kann traun in dieser stellung infolge der damit verbundenen emphase den ursprünglichen positiven sinngehalt bewahren: […];
doch meldet sich auch in dieser stellung mindestens seit der mitte des 18. jh. das für diese zeit […] bei traun gewöhnliche moment bloszer vermutung oder abwägender skepsis: […];

traun, 
da müssen herz und kopf sich lange zanken, 
ob menschenhasz, ob schwermut siegen soll 
Lessing 3, 9 L.-M. (Nathan 132);


Allein so fromm, / So liebenswürdig!
» Aber so fromm, so liebenswürdig!

          » Grimm allein (zweiter Eintrag):

solum, tantum: […].
Aus der bedeutung nur, nur aber entfaltete sich endlich die einer bloszen conjunction aber, im gemeinen leben auch gehäuft allein aber, alleine aber.

allein so fromm. Lessing 2, 197;


I,2

 

Er, er trug Euch und den Nachen / Auf Flügeln seiner unsichtbaren Engel / Die ungetreuen Ström' hinüber.
» Er, er trug Euch und den Kahn auf den Flügeln seiner unsichtbaren Engel über die unberechenbaren Flüsse.

» Grimm Nachen:

cymba.
nachen bedeutet wie kahn, mit dem es oft wechselt […], ein kleines muldenartiges wasserfahrzeug […].  


Und er liebt dich; und tut / Für dich, und deines gleichen, stündlich Wunder; 
» Und er liebt dich, und lässt für dich und deinesgleichen ständig Wunder geschehen […].

          » Grimm stündlich:

2) an stunde als maszbegriff anknüpfend; hier nüanciert sich die bedeutung von stündlich, je nachdem eine wiederholung (a), ein zustand (b), eine veränderung (c), eine maszangabe (d) zeitlich bemessen wird. 
b) 'zu allen stunden', 'immerfort'einen zustand bezeichnend:  […].


Das schließt für mich, mein Vater.
» Das spricht doch für meine Theorie, Vater.

» Grimm schlieszen:

claudere.
II. 5) indem sich die beziehung ändert, und der inhalt des urtheils oder planes als direktes object zu schlieszen gestellt wird, ergeben sich sehr verbreitete wendungen. 
c) mit einer weiteren verschiebung sagt man auch von dem argumente, woraus geschlossen wird, es schliesze; […]

das schlieszt für mich, mein vater. 
Lessing 2, 200 (Nathan 1, 2).


Warum wäre denn das so / Unglaublich?
» Warum soll das denn so unglaubwürdig sein?

» Grimm unglaublich:

1) ungläubig
b) in der hauptbedeutung passiv. 
α) unglaubbar, -haft, -würdig: […].


Wirkt das Nämliche nicht mehr das Nämliche?
» Bringen die gleichen Dinge jetzt nicht mehr die gleiche Reaktion hervor?

          » Grimm: wirken:

I. transitiver gebrauch. 
A. auf dingliche objekte angewendet 'eine sache herstellen, verfertigen, schaffen, bereiten, verarbeiten, hervorbringen'


Wirkt das Nämliche nicht mehr das Nämliche?
» Bringen die gleichen Dinge jetzt nicht mehr die gleiche Reaktion hervor?

          » Grimm: nämlich:

I. adjectiv, mit namen bestimmt oder bekannt. 
3) md. nach der, dirre (dieserund pleonastisch nach der selbe: so eben namentlich genannt, eben dieser, dieser selbe, woraus das nhd. zuerst bei Aler erscheinende pronominaladjectiv der (dieser) nämliche eben derselbe (eigentlich mit namen derselbeentstanden ist.

wirkt 
das nehmliche nicht mehr das nehmliche? 2, 201 
(Nathan 1, 2);


[…] eine Linie, / Ein Bug, ein Winkel, eine Falt', ein Mal, / Ein Nichts, auf eines wilden Europäers / Gesicht: – und du entkömmst dem Feur, in Asien!
» […] eine Linie, eine Krümmung, ein Winkel, eine Falte, ein Mal, ein Nichts, auf dem Gesicht eines wilden Europäers: Und du entkommst in Asien dem Feuer!

          » Grimm Boge (Lessing benutzt eine andere Schreibweise des Wortes):

1) die krumme linie, im gegensatz zur geraden, […].


Er, der für eine, die er nie / Gekannt, gesehn – genug, es war ein Mensch –/ Ins Feur sich stürzte ...
» Er, der sich für eine, die er nie gekannt oder gesehen hat – kurz: es war ein Mensch – ins Feuer stürzte,…

» Grimm genug:

satis.
7) endlich ist zu erwähnen eine neigung von genug, für sich aufzutreten ohne eigentlichen satz oder selber einen satz oder satztheil zu bilden. 
c) daher bloszes genug als abschlusz einer darstellung, die in sich kein ende hat, und als zusammenfassung des gesagten: […]
d. h. eigentlich: ihr müszt oder wir müssen daran genug haben, es musz genug sein. es stammt, wie kurz! oder kurz und gut […], aus der rede des alltagslebens, nicht von lat. oder franz. vorbilde; […].


I,3

 

Zwar wenn man muß –  
 »Wenn man allerdings muss…

          » Grimm zwar:

4) aus diesem mit zwar verknüpftem geist des widerspruchs erwächst der begriff der einwendung, der ausnahme, der seit dem 17. jh. allgemein dazu gehört: […];

derwisch: zwar wenn man musz — 
Nathan: musz! derwisch! — derwisch musz? 
kein mensch musz müssen, und ein derwisch müszte? 
Lessing 3, 19 M.;


Wenn dein Herz / Noch Derwisch ist, so wag ich's drauf.
» Wenn dein Herz noch Derwisch ist, dann lasse ich es darauf ankommen.

          » Grimm wagen (verb IV):

aufs Spiel setzen, kühn unternehmen, gefahr laufen.
2) c) verwandt ist die wendung es auf jemand, auf eine sache wagen, sein zutrauen worauf setzen, sich worauf verlassen bei einer handlung: […].
indem der gedanke an das zu unternehmende ganz zurücktritt, kann es auch nur bedeuten 'es worauf ankommen lassen' […]:

derwisch. könnt' ich nicht 
ein kerl im staat geworden sein, des freundschaft 
euch ungelegen wäre? 
Nathan. wenn dein herz 
noch derwisch ist, so wag' ichs drauf. 
Lessing 2, 207 (Nathan d. weise 1, 3);


Koch! / Nicht Kellner auch?
» Koch! Auch Kellermeister?

» Grimm Kellner:

1) cellarius, claviger, promus, schaffer. voc. inc. teut. u. a., der kellermeister, der denn während der weinernte am meisten beschäftigt ist, […]wirtschafter, gutsverwalter überhaupt […].


Gesteht, daß Saladin / Mich besser kennt.
» Gestattet, dass Saladin mich besser kennt.

          » Grimm gestehen:

II. 27) einem etwas zulassen, erlauben, gestatten.


Er ist's auch schon, trotz einem!
» Er ist schon einer, mehr noch!

          » Grimm trotz (präposition):

1) mit dem dativ, so ursprünglich, heute bereits selten. 
b) vergleichend im sinne von 'ebenso wieoder 'besser als', 'mehr als'; […]

er ists auch schon (bettler) trotz einem! 
Lessing 3, 21 M.;


Eh es verschossen ist, eh es zu Lumpen / Geworden, wie sie einen Derwisch kleiden, 
/ Hängt's in Jerusalem am Nagel, […].
» Ehe es verbleicht ist, ehe es zu Lumpen geworden ist, wie sie einen Derwisch kleiden, hängt es in Jerusalem am Nagel […].

          » Grimm verschieszen:

2) bildlich, von der abnehmenden farbe. technischer kunstausdruck bei den färbern vom verbleichen der farbe durch sonne, regen und luft gesagt.

seht da 
das ehrenkleid, das Saladin mir gab 
eh es verschossen ist, eh es zu lumpen 
geworden, wie sie einen derwisch kleiden, 
hängts in Jerusalem am nagel und ich 
bin an dem Ganges. 
Lessing 3, 210.


Vermögend wär' im Hui den reichsten Bettler / In einen armen Reichen zu verwandeln?
» In der Lage wäre, den reichsten Bettler innerhalb eines Augenblicks in einen armen Reichen zu verwandeln?

» Grimm hui:

2) hui ist, nachweislich seit dem 16. jahrh., auch als substantiv viel gebraucht, […] gewöhnlich aber begegnen nur die festen verbindungen im hui, in einem hui: in einem hui, das ist augenblickKatziporus b 2b; […].


Ich fühlte mich zum erstenmal geschmeichelt; / Durch Saladins gutherz'gen Wahn geschmeichelt –
» Ich fühlte mich zum ersten Mal geschmeichelt, durch Saladins gutherzige Annahme geschmeichelt.

          » Grimm wahn:

II. 3) aus der bedeutung 'erwartungist dann wol auch die von 'meinung, denken, unsichere annahme' abzuleiten; wir gewinnen so einerseits das bedeutungsmoment der subjectiven entscheidung für eine annahme, wie andrerseits das der thatsächlichen unsicherheit der annahme, da es sich erst zeigen musz, ob sie berechtigt ist oder nicht.


So unmild mild / Wird Saladin im Hafi nicht erscheinen! 
» So geizig freigebig wird Saladin in Hafi nicht erscheinen!

          » Grimm mild (unmild also als dessen Gegenteil)

munificus, mitis, lenis, mollis u. ähnl.
3) steht nun weiter auch im mhd. milte, milde als standesmäszige eigenschaft eines guten fürsten oder herrn, so fuszt dies noch ganz auf der alten vorstellung von der pflicht eines solchen, seinem hausgesinde, das ihm ganz zu eigen ist, auch seinerseits voll zu geben, was sie zum unterhalt bedürfen: […].
4) erst von solchem gebrauche aus gelangt milde zu dem begriffe freigebig überhaupt, spendend auch ohne oder über verpflichtung hinaus; [...].


So lieblich klang des Voglers Pfeife, bis / Der Gimpel in dem Netze war.
» So lieblich klang die Pfeife des Vogelfängers, bis der dumme Vogel im Netz war.

» Grimm Gimpel:

1) eigentlicher gebrauch. vogelname für dompfaff, lohfink, goldfink, […].
2) übertragen 'beschränkter, einfältiger, leichtgläubiger mensch'; […].


I,4

Für diese Szene waren keine Nachweise nötig.


I,5

 

Ich soll / Mich nur nach Euch erkunden; auf den Zahn / Euch fühlen.
» Ich soll Euch nur ein wenig kennenlernen, Euch auf den Zahn fühlen.

» Grimm erkunden:

1) exquirere, cognoscere, explorare, erforschen, […].


Und da / Gehorcht Ihr denn auch ohne viel zu klügeln?
» Und Ihr gehorcht dann auch einfach, ohne es besser wissen zu wollen?

          » Grimm klügeln:

1) klug thun, den klugen spielen, überklug sein […], überfein ausdenken, sich seines verstandes überheben, […]auch überhaupt grübeln, düfteln; […].

ich musz gehorchen, lieber herr. 'und da 
gehorcht ihr denn auch ohne viel zu klügeln?' 
Lessing 2, 215;


Und frommte mir's?
» Und würde es mir nützen?

          » Grimm frommen:

2) zuweilen hatte schon ahd. frumman den sinn von expedire, auxiliari, es ist unersichtlich, ob transitiv oder intransitiv. nhd. bedeutet intransitives frommen prodesse, nützen, helfen, gleichviel mit frommen bringen: darumb laszt euch weisen durch meine wort, das wird euch fromen. weish. Sal. 6, 27 […].


Selbzwanzigster gefangen und allein / Vom Saladin begnadiget […].
» Als Zwanzigster gefangen und als Einziger von Saladin begnadigt.

          » Grimm selb:

II. 6) a) interessant ist eine fügung, in der selb(e) auch im nhd. noch lebendig ist, nämlich die verbindung mit ordinalzahlen. sage ich: er kam selbdritt(er), so heiszt das zunächst, dasz er selbst der dritte war; um dies zu sein, musz er zwei andere bei sich haben, daher der sinn: er kam mit zwei andern. es musz also die ordinalzahl um eins höher sein, als die grundzahl in letzterer redeweise sein würde, […].


Es muß ihm sauer werden.
» Es muss ihn verbittern.

          » Grimm sauer:

II. 3)  b) in neuerer sprache erscheint sauer im sinne von 'mit anstrengung, mühsal, schwierigkeit des entschlieszens verbunden', besonders in einer reihe bestimmter wendungen: sauer werden, sichs sauer werden lassen, […].
α) jemandem sauer werdenin älterer sprache noch allgemeiner im sinne von bitter, qualvoll, peinlich werden: […].

ich hab mich oft gewundert, 
wie doch ein heiliger, der sonst so ganz 
im himmel lebt, zugleich so unterrichtet 
von dingen dieser welt zu seyn herab 
sich lassen kann. es musz ihm sauer werden. 
Lessing Nathan 1, 5;


Ich müsse mich / Noch als Gefangenen betrachten; und / Der Tempelherren einziger Beruf / Sei mit dem Schwerte drein zu schlagen, nicht / Kundschafterei zu treiben.
» Ich müsse mich noch als Gefangenen betrachten; außerdem sei der einzige Beruf eines Tempelherrn, mit dem Schwert dreinzuschlagen, und nicht, Spionage zu betreiben.

          » Grimm kundschafterei:

spionieren, kundschafterei treiben […].


Der Patriarch / Hiernächst hat ausgegattert, wie die Feste / Sich nennt, und wo auf Libanon sie liegt, 
/ In der die ungeheuern Summen stecken, / Mit welchen Saladins vorsichtger Vater / Das Heer besoldet, und die Zurüstungen / Des Kriegs bestreitet. 
» Als Nächstes hat der Patriarch ausgekundschaftet, wie die Festung sich nennt, und wo im Libanongebirge sie liegt, in der die ungeheuerlichen Summen stecken, mit welchen Saladins vorsichtiger Vater das Heer besoldet und die Vorbereitungen für den Krieg bestreitet.

» Grimm hiernächst:

[...] entweder die zeitfolge ausdrückend: […]

zwar kömmt das beste noch. — der patriarch 
hiernächst hat ausgegattert, wie die veste 
sich nennt. 2, 220;

oder eine grundfolge: [...]. 


Der Patriarch / Hiernächst hat ausgegattert, wie die Feste / Sich nennt, und wo auf Libanon sie liegt, / In der die ungeheuern Summen stecken, / Mit welchen Saladins vorsichtger Vater / Das Heer/ besoldet, und die Zurüstungen / Des Kriegs bestreitet.
» Als Nächstes hat der Patriarch herausgefunden, wie die Festung sich nennt, und wo im Libanongebirge sie liegt, in der die ungeheuerlichen Summen stecken, mit welchen Saladins vorsichtiger Vater das Heer besoldet und die Vorbereitungen für den Krieg bestreitet.

» Grimm Zurüstung:

2) vorbereitungen zu etwas, durchweg solche, die einen besonderen umfang und aufwand erfordern. in dieser weise seit dem 17. jh. bis heute allgemein üblich, bes. im plur. 
a) gegenständlich: zurüstungen zum kriege Kramer; Pietsch (1740) 3; […].


O es haben schon ein paar / Gottsfürchtge Maroniten sich erboten, / Wenn nur ein wackrer Mann sie führen wolle, / Das Stück zu wagen.
» Oh, es haben sich schon einige gottesfürchtige Maroniten angeboten, die Tat zu wagen, wenn sie nur ein wackerer Mann anführen wolle.

          » Grimm Stück:

II. D. 2) eine reihe neuer bedeutungen entwickelt sich aus zugehörigem uneigentlichem gebrauch. 
f) insbesondere ist reich entwickelt stück im sinne von 'tat, tun, handlung': […]; 

es haben schon ein paar 
gottsfürchtge Maroniten sich erbothen, ... 
das stück zu wagen 
Lessing 3, 33 L.-M.


I,6

 

Doch muß ich mein / Paket nur wagen.
»  Trotzdem muss ich mein Glück versuchen.

          » Grimm Paket:

kleinerer pack, päckchen, im 16. jahrh. aufgenommen aus franz.paquet […].
sprichwörtlich
sein paket wagen (dem franz. risquer oder hasarder le paquet nachgebildet), den handel wagen, etwas von zweifelhaftem erfolge unternehmen:

Daja. der klosterbruder, wie mich dünkt, liesz in 
der besten laun' ihn nicht. — doch musz ich mein 
paket nur wagen. 
Lessing 2, 222 (Nathan 1, 6).


Mit zwanzig hochbeladenen Kamelen, / Und allem, was an edeln Spezereien, / An Steinen und an Stoffen, Indien / Und Persien und Syrien, gar Sina, / Kostbares nur gewähren.
» […], mit zwanzig schwer beladenen Kamelen, und allem Kostbaren, was Indien und Persien und Syrien, sogar China, an edlen Gewürzen, Edelsteinen und Stoffen zu bieten haben.

» Grimm Spezereien:

gewürz, aromatischer pflanzenstoff; […].


Mit zwanzig hochbeladenen Kamelen, / Und allem, was an edeln Spezereien, / An Steinen und an Stoffen, Indien / Und Persien und Syrien, gar Sina, / Kostbares nur gewähren.
» […], mit zwanzig schwer beladenen Kamelen, und allem Kostbaren, was Indien und Persien und Syrien, sogar China, an edlen Gewürzen, Edelsteinen und Stoffen zu bieten haben.

» Grimm Sina:

in älterer sprache für Chinaebenso sinesisch für chinesisch.


Seinem Volk ist reich und weise / Vielleicht das nämliche.
» Für sein Volk ist reich und weise vielleicht dasselbe.

» Grimm: nämlich:

I. adjectiv, mit namen bestimmt oder bekannt. 
3) md. nach der, dirre (dieserund pleonastisch nach der selbe: so eben namentlich genannt, eben dieser, dieser selbe, woraus das nhd. zuerst bei Aler erscheinende pronominaladjectiv der (dieser) nämliche eben derselbe (eigentlich mit namen derselbeentstanden ist.


Ei!
» Was Ihr nicht sagt.

» Grimm: Ei (zweiter Eintrag):

1) […] auszer dem aufmunternden, belobenden ei erkennen wir also ein zeigendes, klagendes und spöttisches, offenbar liegt in dem ei nur eine erhöhung des sinns, […]. 


Es war / Mein lieber Ehgemahl ein edler Knecht / In Kaiser Friedrichs Heere –  
» Mein Mann war ein edler Krieger in Kaiser Friedrichs Heer.

          » Grimm Knecht:

5) knecht als kriegsknecht, reisknecht […]; vergl. die bed. streitbarer mann, held unter 3, wonach die jugendlich frische männlichkeit auch hier der hauptbegriff wäre; […].
c) denn knecht war damals auch der allgemeine, ehrende name des kriegers überhaupt. 

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