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Welchen Prinzipien folgt die Übertragung?

 


klassikerverstehen ist noch jung: Lessings Nathan der Weise und Schillers Wilhelm Tell sind unsere ersten ins heutige Deutsche übertragenen Werke. Darum sei anhand dieser Theaterstücke unser Vorgehen kurz beschrieben.


Der Schwerpunkt in unserer Übertragung ins heutige Deutsche liegt auf einer leichten Verständlichkeit der Sprache. Dabei ist eine wichtige Unterscheidung vorzunehmen: Leicht verständlich ist nicht gleichzusetzen mit einfach. Die Formulierungen haben nur einen angenehmen Lesefluss zum Ziel, eine schnelle Verständlichkeit – das heißt aber nicht, dass die Sprache gezielt einfach gehalten wird. Auch in der Übertragung ziehen sich die Sätze oft über mehrere Zeilen hinweg oder beinhalten Ausrücke, die man unter Umständen nur selten hört.

Auch eine kleine Anzahl von Wörtern, die inzwischen nicht mehr üblich sind, sind in der Übertragung noch vorhanden. Das geschieht dann, wenn es entweder kein modernes Pendant gibt, wie beispielsweise bei Junker oder Ritterfräulein, oder in Fällen, wo die moderne Entsprechung des Ausdrucks die Atmosphäre des Stücks gefährden würde. Bestes Beispiel hierfür ist die Höflichkeitsform Ihr anstelle von dem heutigen Sie.

Hier ein Beispielsatz. Gleich in der ersten Szene des Stücks sagt Nathan:

Babylon
Ist von Jerusalem, wie ich den Weg,
Seitab bald rechts, bald links, zu nehmen bin
Genötigt worden, gut zweihundert Meilen; […]
.

Lesern, die das Stück nicht seiner literarischen Qualität wegen lesen, sondern schlichtweg seine Handlung verstehen und erleben wollen, ist Nathans Aussage erst einmal zu komplex. Hier setzt klassikerverstehen an und gibt Nathans Aussage eine leichter zu verstehende Formulierung. Und dann heißt es plötzlich:

Babylon ist bei den Umwegen, die ich nehmen musste, gute zweihundert Meilen von Jerusalem entfernt, […].

Bei der Umformulierung in verständliche Sätze bleibt es natürlich nicht. Denn man muss genau hinschauen: Nicht nur kommen im Original Wörter vor, die heute nicht mehr gebräuchlich sind, wie z.B. Nachen oder Fittiche, sondern auch Ausdrücke, die inzwischen eine Bedeutungsverschiebung durchlaufen haben. Wenn Saladin in der letzten Szene des Stücks zum Beispiel von dem Dieb spricht, den sein Geiz ins Feuer treibt, dann bedeutet Geiz hier nicht Geiz im heutigen Sinne, sondern Habgier. Und wenn es heißt, dass Rechas Vater in Askalon blieb (IV,7), dann muss man mitbeachten, dass die entsprechende Aussage in kriegerischem Kontext steht. In diesem Fall wird bleiben in der älteren Literatur häufig für sterben gebraucht – Rechas Vater ist in Askalon also nicht geblieben, sondern gefallen. Da man bei der Bestimmung der Wortbedeutung also kaum vorsichtig genug sein kann, haben wir eine große Anzahl von Ausdrücken im Wörterbuch der Brüder Grimm nachgeprüft und die wichtigsten davon dokumentiert.

Da der Großteil unserer Leserschaft aus Schülerinnen und Schülern besteht, haben wir an der ein- oder anderen Stelle kleine Info-Buttons eingefügt. Dabei handelt es sich um Erklärungen zu Begriffen, Metaphern und schwer verständlichen Sätzen. Diese Erklärungen entsprechen nicht den Anmerkungen in den typischen Schülerausgaben, sondern gründen in unserer eigenen Recherche.

Und jetzt wünschen wir allen Leserinnen und Lesern viel Vergnügen beim klassikerverstehen!  

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© Anna Dietmann 2022   klassikerverstehen.de  |

 

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